Kleine Anfrage: Überlastungsanzeigen wegen Personalmangel in den Kitas in Rheinland-Pfalz

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Im Februar dieses Jahres hat die Kita Herrnweiher in der Stadt Oppenheim eine Überlastungsanzeige wegen Personalmangel gestellt.

Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung

1. Welche Kitas in Rheinland-Pfalz haben sich seit Einführung des Kita-Gesetzes mit einer Überlastungsanzeige an das Bildungsministerium bzw. an das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV) gewandt?

2. Welche konkreten Maßnahmen wurden jeweils von Seiten der Landesregierung und des LSJV getroffen, um auf die Überlastungsanzeigen zu reagieren und die Überlastung der Kindertagesstätten zu beheben?

3. Wie viele Meldungen zu Personalausfällen aus ganz Rheinland-Pfalz sind seit Juli 2021 bei der LSJV eingegangen (bitte nach Kitas und Jugendamtsbezirk aufschlüsseln)?

4. Wie hoch war jeweils der angezeigte Mangel an pädagogischem Fachpersonal?

5. An welchen Kitas wurden seit Einführung des Kita-Gesetzes verkürzte Öffnungszeiten gemeldet (bitte nach Kita, Jugendamtsbezirk, Dauer der Kürzung und Kürzung an sich aufschlüsseln)?

6. Welche Auswirkungen hat der Personalmangel nach Ansicht der Landesregierung auf die pädagogische Arbeit in den Kindertagesstätten?

7. Wie stellen sich die Zahlen/Angaben in den Fragen 1, 3, 4 und 5 in Vergleich zum Jahr 2016 dar?

(Thomas Barth, MdL)                                 

Hierzu die Antwort der Landesregierung

 

2 Antworten

  1. Mages Karina sagt:

    Hallo, die Problematik liegt nicht nur darin, dass es kein Personal gibt, sondern auch in dem Wettbewerb um das vorhandene Personal.
    Die katholischen, evangelischen und privaten Träger können ihr Personal besser bezahlen als die öffentlichen Träger. Zudem kommt bei uns in der Region zu dem Wettbewerb mit Kitas in Hessen. Die stufen ihre Erzieher direkt höher ein.
    Was auch keiner bedenkt ist, dass Personal von den Kreisverwaltungen, Städten abgeworben wird. Hier werden dann Erzieher besser eingestuft und haben bessere Konditionen (Homeoffice), flexible Arbeitszeiten.
    Solange man dieses Ungleichgewicht nicht beseitigt, wird es zu rieseigen Spannungen kommen.
    Dabei rede ich erst gar nicht darüber, dass das neue KitaG den Mehrbedarf von behinderten Kindern nicht richtig einordnet. Gerne tausche ich mich mit Ihnen aus über meine Erfahrungen.

    • barth sagt:

      Sehr geehrte Frau Brilka,

      Sie haben recht, das Problem des Personalmangels ist komplex und vielschichtig: Neben der Tatsache, dass es nicht genügend ausgebildetes Kita-Personal gibt, sind sicherlich auch die schlechten Arbeitsbedingungen für die Misere verantwortlich, wie etwa unzureichende Bezahlung, geringe Wertschätzung des ErzieherInnen-Berufs. Um diesen attraktiver zu machen, ist an Bündel von Maßnahmen erforderlich: Auch muss die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung auf neue Füße gestellt werden, denn das Berufsbild hat sich in anspruchsvoller Weise gewandelt. D.h., wir müssen den ErzieherInnen-Beruf für den dringend benötigten Nachwuchs attraktiver gestalten.
      Als Mitglied im Bildungsausschuss und zuständig für Kitas in der CDU-Landtagsfraktion ging es mir im konkreten Fall meiner Kleinen Anfrage darum, von der Landesregierung verwertbares Material für meine parlamentarische Arbeit zu bekommen.
      Fakt ist: Die Kitas haben schlichtweg nicht das Personal, das sie benötigen, um den gesetzlichen Betreuungsanspruch umzusetzen. Es gibt einen Mangel an Fachkräften, gleichzeitig müssen die Betreuungskapazitäten wegen der 7-Stunden-Betreuung kontinuierlich ausgebaut werden – das kann nicht funktionieren.
      Die ohnehin schon prekäre Personalsituation hat sich durch die Einführung des KiTaG (1. Juli 2021) noch verschärft. Die Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher haben sich infolge zusätzlicher Anforderungen drastisch verschlechtert. Mir liegen Briefe von langjährigen Erzieherinnen vor, die ihren Beruf wegen der schlechten Arbeitsbedingungen an den Nagel hängen wollen.
      Neben der schlechten Erzieher-Kind-Relation, ignoriert das KiTaG auch, dass Zweijährige einen höheren Betreuungsbedarf als Fünfjährige haben. Leidtragende sind vor allem auch die Kinder. Die Rahmenbedingungen in den Kindertageseinrichtungen sind nicht kindgerecht: Kinder werden mehr verwahrt als gefördert – und somit weit unter dem pädagogischen Mindeststandard betreut. Nicht umsonst sprach die GEW von „Bildungsnotstand“.
      Kurzum, das Kita-Gesetz formuliert einen hohen Anspruch, die Wirklichkeit allerdings ist ernüchternd. Das Kita-Gesetz geht an dem Arbeitsalltag der Erzieherinnen und Erzieher und an den Bedürfnissen der Kinder vorbei. Was fehlt, ist der pädagogische Blick auf die Kinder und die Rücksicht auf die Bedürfnisse der am Limit arbeitenden Erzieherinnen und Erzieher.
      Das Kita-Zukunftsgesetz ist ein Kita-Zumutungsgesetz für Erzieher, Eltern und für unsere Kinder. Aber auch die kommunalen Träger, die finanziell besser ausgestattet werden müssen, damit sie die notwendigen Investitionen in Küchen, Ruheräume und andere Räumlichkeiten stemmen können.
      Um all das aufzuarbeiten und zu thematisieren, starten wir als CDU-Fraktion im April die Aktion die „Woche der Kitas“, bei der Abgeordnete in die Kitas gehen, dort auch hospitieren, um hautnah den Kita-Alltag zu erleben. Das Ganze wird flankierend begleitet von zwei Großen Anfragen zur Thematik, die im Plenum zur Aussprache kommen werden, und einer Veranstaltung mit Kita-Experten (Claudia Theobald), ErzieherInnen, Trägern und Landtagsabgeordneten, die Ende Mai stattfinden wird.
      Sehr gerne greife ich Ihr Angebot, mich mit Ihnen über die Problematik persönlich auszutauschen auf und schlage vor, dass wir uns in meinem Wahlkreisbüro in Ingelheim treffen.
      Es grüßt Sie ganz herzlich

      Thomas Barth, MdL
      Abgeordneter für den Wahlkreis Ingelheim

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