PM: Schulleitungen dauerhaft entlasten

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Viele Schulleitungen im Land ersticken in Bürokratie und Vorschriften. Die Folge sind dauerhaft hohe Arbeitsbelastung und steigende Burnout-Gefahr.

Das Aufgabenspektrum von Schulleitungen in Rheinland-Pfalz hat sich in den vergangenen Jahren enorm erweitert, was diese vor große Herausforderungen stellt. In ihrer Funktion als Vorgesetzte der Lehrkräfte müssen Schulleiterinnen und Schulleiter eine Reihe von Führungsaufgaben wahrnehmen, die mit einem erheblichen zeitlichen Mehraufwand (Information, Koordination, Beratung, Führung, Kommunikation, dienstliche Beurteilungen, Dokumentationspflichten) verbunden sind. Hinzu kommt die starke Doppelbelastung durch ihre Tätigkeit als Lehrkraft und als Schulleiter/In.

Thomas Barth (CDU), ehemaliger Gymnasiallehrer und aktuell Mitglied im Bildungsausschuss des Landtags, weiß um die Problematik: „Schulleitungen haben eine pädagogische und schulpolitische Schlüsselstellung und daher eine hohe Verantwortung für die Schulentwicklung. Doch häufig können sie sich ihrer eigentlichen Kernaufgabe – der pädagogischen Führung ihrer Schule – nicht hinreichend widmen, weil das Tagesgeschäft die Schulleitungen auffrisst. Oftmals bleibt die wichtige Entwicklungsarbeit durch ausufernde Bürokratie, Verwaltungsvorschriften auf der Strecke“, so Barth. Ein Missstand, den der Abgeordnete bei seinen turnusmäßig durchgeführten Besuchen an den Schulen in seinem Wahlkreis immer wieder zu hören bekommt, und der jetzt durch die aktuelle Umfrage des Lehrerverbands VBE bestätigt wurde. Bezeichnend vor allem, dass 23 Prozent der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz eine hohe Arbeitsbelastung bemängeln, während es im Bundesdurchschnitt nur 9 Prozent sind.

Schulleiterinnen und Schulleiter arbeiten in Rheinland-Pfalz bei einer 5-Tage-Woche faktisch 6 Tage. Dies führt auf Dauer zu einer enormen physischen wie emotionalen Belastung mit erhöhter Burnout-Gefahr. Laut einer aktuellen, von der GEW durchgeführten Studie sind 54 Prozent der Schulleitungen oft oder immer körperlich erschöpft. Viele klagen über bis an die Belastungsgrenze hinausgehende Arbeitsbedingungen, weil sie ihre Arbeit nicht selten mit nach Hause und mit ins Wochenende nehmen müssen.

„Dieses Problem“, so Thomas Barth, „ist seit langem bekannt. Zu lösen ist es nicht allein durch Anreize in Besoldung und durch bessere Aufstiegschancen, sondern auch durch eine merkliche zeitliche Entlastung der leitungsbedingten Mehrarbeit. Nur so kann man die pädagogische Führungsaufgabe in der Schule wieder attraktiver machen und die Bewerbersituation für Schulleitungspositionen in Rheinland-Pfalz insgesamt verbessern“.

Zwar gibt es gemäß der Lehrkräfte-Arbeitszeitverordnung (LehrArbZVO) schulbezogene Anrechnungsstunden für Schulleitungsaufgaben, doch sind diese gedeckelt. Bei Gymnasien etwa liegt die Obergrenze bei „53 Klassen und mehr“, wofür die Schulleitungen höchstens 46 Entlastungsstunden erhalten. An sehr großen Schulen, wie am Sebastian Münster Gymnasium in Ingelheim (1763 Schülerinnen und Schüler) oder am Gymnasium in Nieder-Olm (1680 Schülerinnen und Schüler) mit 66 bzw. 65 Klassen, beide in Barths Wahlkreis, bekommen die Schulleitungen den Mehraufwand in keiner Weise vergütet. Gerade vor dem Hintergrund, dass bestimmte Schulen im Kreis kontinuierlich wachsen, wäre eine entsprechende Anpassung der Entlastungsstunden in der aus dem Jahr 1999 stammenden LehrArbZVO dringend geboten.

Deshalb fordert Barth eine angemessene Kompensation für den Mehraufwand, aber auch mehr IT-Personal und Fachkräfte in der Verwaltung an Schulen, damit sich Schulleitungen mehr auf die pädagogische Arbeit und auf die Qualitätsentwicklung an der Schule konzentrieren können. Dies gilt gleichwohl auch für kleinere Schulen, wie Grundschulen, die überhaupt keine Sekretäre/Innen haben.

Insbesondere sehr große Schulen arbeiten am Limit. Die Landesregierung muss dieses Problem endlich als solches erkennen und angehen, so Barth. Wir brauchen hochmotivierte Führungskräfte an unseren Schulen für eine bestmögliche pädagogische Unterrichtsqualität.

 

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