Gekürzte Betreuungszeiten und Aufsichtspflichten, Eingewöhnungs- und Aufnahmestopps, zu wenig Personal und sanierungsbedürftige Einrichtungen – das ist der ungeschminkte Alltag an rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten. Auch im naturnahen Kindergarten „Wunderwald“ in Budenheim sind diese Probleme virulent. 13 Erzieherinnen und Erzieher kümmern sich dort um 75 Kinder. Um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, besuchte der hiesige Abgeordnete Thomas Barth, Kita-politischer Sprecher der CDU-Fraktion, gemeinsam mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden, Gordon Schieder, im Rahmen der „Wochen der Kitas“ die Budenheimer Einrichtung,
Gordon Schnieder: „Die Erzieherinnen und Erzieher in der Kita in Budenheim sind froh, wenn sie die Kinder satt, sauber und unverletzt über den Tag bringen. Mehr können sie aufgrund der ihnen auferlegten Umstände nicht leisten. Sie müssen Betreuungszeiten einschränken und bringen dadurch Eltern zur Verzweiflung, die auf verlässliche Betreuungszeiten angewiesen sind. Doch das Problem liegt nicht bei unseren Erzieherinnen und Erziehern und auch nicht bei den Eltern. Schuld sind die Vorgaben der Landesregierung.“
Das neue Kita-Gesetz in Rheinland-Pfalz sieht für die Betreuung, Bildung und Förderung zwei- bis sechsjähriger Kinder im Kita-Alltag eine Kraft für zehn Kinder vor – doch bei vielen Tätigkeiten können Erzieherinnen und Erzieher nicht auf alle zehn Kinder gleichzeitig eingehen. „Die Personalbemessung anhand der Aufteilung des Landes in Kinder von null bis zwei Jahren und zwei bis sechs Jahren zeigt, wie weit weg das Land von der Realität ist. Zweijährige brauchen eine andere Betreuung als Sechsjährige“, ergänzt Thomas Barth.
Der hiesige Abgeordnete, der an diesem Tag in der Einrichtung hospitiert und mit Eltern, Träger und Erzieherinnen und Erziehern spricht, erlebt hautnah mit, dass das Kita-Team zur Erfüllung der im neuen Kita-Gesetz festgeschriebenen Aufgaben weder personell noch räumlich hinreichend ausgestattet ist. Unter diesen Umständen können die Kinder allenfalls verwahrt werden, der pädagogische Förderungsauftrag bleibt da oftmals auf der Strecke“, so Barth. Das weiß auch Sonja Wagner, Leiterin des Naturnahen Kindergartens „Wunderwald“, die oftmals improvisieren muss, an einen geregelten Tagesablauf ist da nicht zu denken.
Fakt ist: „Zwischen dem Anspruch der Landesregierung und der Realität vor Ort in den Kitas klafft eine riesengroße Lücke“, so Barth, der das Dilemma in den Kitas kennt: Erziehrinnen und Erzieher führen oft fast nur noch Aufsicht. Fällt Personal aus, wird es brenzlig. In der siebenstündigen Kernzeit kann man kaum noch Gruppen aufteilen oder zusammenschieben, bzw. Personal umverteilen, denn alle Kinder sind durchgehend da. Infolge des viel zu knapp bemessenen Personalschlüssels bleibt oft nichts Anderes übrig, als Betreuungszeiten zu kürzen, will man die Aufsichtspflicht und das Kindeswohl gewährleisten.
Der Wunsch in der Kita „Wunderwald“ ist klar: mehr Personal – so müsse es bessere Möglichkeiten für Quereinsteiger geben, um diesen Beruf zu erlernen. „Die Bildungsbiografie beginnt in der Kita. Was hier versäumt wird, ist in der Schule schwierig aufzuholen. Deshalb müssen wir die Situation in den Kitas zur Chef-Sache machen und das neue Kita-Gesetz insgesamt auf den Prüfstand stellen. Denn unter den Rahmenbedingungen des neuen Kita-Gesetzes ist eine gute pädagogische Qualität nicht möglich“, so Barth und Schnieder abschließend.