Der 9. November ist der Schicksalstag in der deutschen Geschichte: Novemberrevolution 1918, Reichspogromnacht 1938 und der Fall der Mauer 1989. Kein anderes Datum hat wohl eine auch nur annähernd vergleichbare Bedeutung für uns Deutsche – im positiven wie im negativen Sinne. Grund genug für die Landtagsabgeordneten Thomas Barth (CDU) und Nina Klinkel (SPD) an diesem Tag das Nieder-Olmer Gymnasium zu besuchen, um mit Jugendlichen über die Lehren aus der Geschichte zu diskutieren und für mehr Beteiligung am politischen Leben zu werben.
Der geschichtsträchtige Tag stand jedoch nicht im Mittelpunkt der mehr als einstündigen Diskussionsrunde. Den Schülerinnen und Schülern der 10 e und 10 hB brannten vielmehr ganz aktuelle Fragen unter den Nägeln. Bald entspannte sich eine rege Diskussion, bei der ein breites Fragen-Spektrum abgearbeitet wurde. Hinsichtlich der Frage nach der Großen Koalition bekannten beide Abgeordneten, dass diese nicht ihre Wunschkoalition sei, sondern politisch immer nur eine „Ultima ratio“ sein könne. Beide Abgeordneten bewerteten Friedrich Merz als „Wunschkandidaten“ für den CDU-Bundesvorsitz – allerdings mit unterschiedlichen Intentionen. Thomas Barth sieht in ihm den Kandidaten, der das Profil der CDU am meisten schärfen könne, Nina Klinkel sieht in ihm indes den Kandidaten, von dem die SPD sich stärker innerhalb der großen Koalition in Berlin abgrenzen könne.
Unterschiedlich bewerteten beide Politiker die Arbeit der Ampelkoalition in Rheinland-Pfalz. Nina Klinkel betonte als Mitglied der Regierungsfraktionen die gute Arbeit der „Ampel“, insbesondere die Impulse bezüglich des Haushalts ohne Neuverschuldung, Voranschreiten in der Digitalisierung und im Umweltbereich. Thomas Barth als Angehöriger der größten Oppositionsfraktion, begrüßte die „Schwarze Null“ des Haushalts, gab jedoch zu bedenken, dass diese weniger der Politik der Landesregierung als vielmehr den beiden Faktoren Niedrigzinsen und sprudelnde Steuereinnahmen geschuldet sei. Zudem bemängelte der Christdemokrat den langsamen Breitbandausbau und zu wenige und langsame Investitionen in die Infrastruktur.
Einigkeit bestand in der Frage des Umgangs mit der AfD: Beide Abgeordnete sahen in dieser Partei den wichtigsten politischen Gegner, der bekämpft werden müsse. Vor diesem Hintergrund ermunterte Thomas Barth die Schüler, sich verstärkt für Politik zu engagieren, sich aktiv einzubringen, um so das politische Geschehen im Land mitzugestalten. So können junge Menschen dazu beitragen, dass auch künftig bei uns ein rechtsstaatliches, sozial orientiertes und vor allem demokratisches Gemeinwesen existieren könne.
Beide Politiker zeigten sich beeindruckt davon, wie gut vorbereitet und engagiert die Jugendlichen waren, was mitunter dazu beitrug, dass sich zwischen beiden Seiten, Schülerinnen und Schüler und Politiker, ein intensiver und anregender Austausch entwickelte.